Ärztegemeinschaft Schladen

Modellschwerpunkt
Medizinische Versorgung
Standort
Schladen, Niedersachsen
Ausgangssituation
Bereits im Jahr 2006 war die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in Schladen akut bedroht, da von den fünf vorhandenen Hausarztpraxen eine nicht mehr nachbesetzt werden konnte, zwei weitere Ärzte vergeblich Nachfolger suchten und ein jüngerer Kollege aufgrund einer schweren Erkrankung seine Praxis aufgeben musste. Ärzte verschiedener Fachrichtungen mit Hauptpraxen in der Stadt Wolfenbüttel erklärten sich bereit, die Versorgung im Rahmen einer regelmäßigen Zweigsprechstunde zu übernehmen. Mit Unterstützung des Schladener Bürgermeisters wurde ein ehemaliger Supermarkt im Ortszentrum zu einem Gesundheitszentrum für neun Haus- und Fachärzte, eine Physiotherapie- und eine Logopädiepraxis sowie eine Apotheke umgebaut.
Umfeld
Die seit 2013 bestehende Einheitsgemeinde Schladen-Werla hat ca. 9000 Einwohner. Hauptarbeitgeber sind die Grotjahn-Stiftung, die zusammen mit der Diakonie ein Pflegeheim mit ca. 420 Betten, eine Sozialstation sowie eine geriatrische Rehabilitationseinrichtung betreibt, sowie eine Zuckerfabrik der Nordzucker AG. Neben der Ärztegemeinschaft existiert eine weitere hausärztliche Filialpraxis.
Konzept
Sechs Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen (Gynäkologie, Augenheilkunde, HNO) und ein Hausarzt mit eigenen Praxen in der nahegelegenen Stadt Wolfenbüttel halten im Gesundheitszentrum nach einem festen Stundenplan eine Zweigsprechstunde im Umfang von insgesamt 50 Wochenstunden ab. Eine Ärztin ist über die Hauptpraxis in Wolfenbüttel als Filialistin in Schladen beschäftigt. Das Management der als GbR gegründeten Ärztegemeinschaft wird wurde zunächst vom Initiator Reinhart Lüer übernommen und 2018 an einen HNO-Kollegen abgegeben, andere Aufgaben (z.B. Qualitätsmanagement, Personal, Hygiene) von den teilnehmenden Ärzten selbst. Die Hausärzte haben verschiedene Schwerpunkte (Rheuma, Kardiologie, Diabetes) und bieten vor Ort Patientenschulungen, z.B. für Diabetes, an. Interessierte Ärzte können entweder selbstständig in der Ärztegemeinschaft oder angestellt bei den einzelnen Ärzten praktizieren.
Gründungsjahr
2008
Initiatoren
Gemeinde/Bürgermeister, Einzelperson, Dr. med. Reinhardt Lüer (Facharzt für Gynäkologie); zwei Allgemeinmediziner; früherer Samtgemeindedirektor von Schladen
Finanzierung
Der Umbau der Immobilie wurde durch einen Investor, Kredite einer Förderbank, eine EU-Investitionsförderung und Mietzuschüsse durch die Gemeinde finanziert. Das Ärztezentrum wird durch eine Kostengemeinschaft getragen: Jeder Arzt rechnet für sich selbst mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab, gemeinsame Ausgaben (Miete, Personal, Bezahlung des Geschäftsführers etc.) werden geteilt.
Organisationsform
Filialpraxen
Modellgröße und Kooperationspartner
Die sechs Fachärzte sowie der Hausarzt versorgen ca. 6000 Einwohner; eine Physiotherapie- und eine Logopädiepraxis, ein Hörgeräteakustiker sowie eine Apotheke befinden sich ebenfalls in dem Gebäude. Es besteht eine enge Kooperation mit der Kommunalpolitik (Bürgermeister), sowie mit fünf Vertretungsärzten.
Innovative Elemente
Die Ärzte können sich ganz auf ihre medizinische Tätigkeit konzentrieren, da Management und Geschäftsführung hauptamtlich übernommen werden, und weitere Aufgaben auf mehrere Ärzte verteilt werden können. Das Modell bietet jungen Ärzten einen erleichterten Berufseinstieg durch die Möglichkeit, für eine beliebige Anzahl von Wochenstunden zu praktizieren und kein finanzielles Risiko auf sich nehmen zu müssen. Da die laufenden Kosten allen Gesellschaftern offengelegt und untereinander aufgeteilt werden, hat sich die Kollegialität zwischen Haus- und Fachärzten erhöht. Durch Mehrfachnutzung der Räumlichkeiten können die laufenden Kosten erheblich gesenkt werden.
Kontaktdaten
Dr. med Reinhardt Lüer Im Winkel 3a 38154 Königslutter / Bornum Telefon: 05353 3335 E-Mail: erlueer@googlemail.com Homepage: http://mvz-schladen.de/inhalt.html