Braunschweiger Präventionsnetzwerk gegen Kinder- und Familienarmut

Modellschwerpunkt
Prävention/Gesundheitsförderung, Sozialer Bereich
Standort
Braunschweig, Niedersachsen
Ausgangssituation
Im Jahre 2007 veröffentlichte eine Braunschweiger Zeitung einen Artikel zum Thema Schulmensa, aus dem hervorging, dass sich Kinder aus sozial schwachen Familien häufig kein Mittagessen leisten konnten. Daraufhin initiierte der damalige Dezernent des Sozial-, Schul-, Gesundheits- und Jugenddezernats eine offene Gesprächsrunde zum Thema Kinder- und Familienarmut, zu der verschiedene Vertreter des Sozialwesens eingeladen waren. Auch hatten bereits einige große Wohlfahrts-verbände u.a. die Diakonie z.T. kommunal und überregional die Problematik Kinderarmut öffentlich thematisiert. Auf diesem Treffen wurden die Gründung eines Beirats und eines Präventionsnetzwerks gegen Kinder- und Familienarmut sowie erste Ziele beschlossen. Seit 2013 wird die Arbeit des Netzwerks von einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin koordiniert.
Umfeld
Braunschweig ist mit ca. 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Niedersachsens und bildet zusammen mit Hannover, Göttingen und Wolfsburg seit 2005 eine sogenannte Metropolregion. Die Stadt ist ein wichtiger Standort für verschiedene Wissenschaftseinrichtungen und Betriebe aus den Bereichen Verkehrstechnik und Maschinenbau (z.B. Siemens, Bombardier, Volkswagen). Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verlief in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut. Dennoch ist Kinder- bzw. Familienarmut ein zentrales Thema der Stadtentwicklung.
Konzept
1. Einrichtung eines „Schulkostenfonds“, aus dem jedem Kind in den Jahren 2008/09 zu Beginn eines Schuljahres 100€ für Schulmaterialien zur Verfügung gestellt wurden (inzwischen erfolgt die Finanzierung über ein „Bildungs- und Teilhabepaket“ des Bundes) 2. Finanzieller Ausgleich von nicht bezahlten Mahlzeiten für Schüler von Ganztagsschulen, mit dem Ziel, jedem Kind ein Schulmittagessen zu ermöglichen 3. Einrichtung von drei Stellen für Schulsozialarbeiter sowie einer am Sozialreferat der Stadt angesiedelte „Koordinierungsstelle Kinderarmut“ 4. Erarbeitung von neun Leitlinien sowie konkreten Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut, die das bestehende Unterstützungsangebot berücksichtigen, Qualitätskriterien zu dessen Beurteilung formulieren und sich am Konzept einer lebensphasenorientierten Präventionskette orientieren 5. Erarbeitung eines „kommunalen Handlungskonzepts Kinderarmut“, Ratsbeschluss 18.12.2012 6. Weiterentwicklung und Ausbau der Präventionskette
Gründungsjahr
2007
Initiatoren
Einzelperson, Ulrich Markurth, Dezernent des Sozial-, Schul-, Gesundheits- und Jugenddezernats Braunschweig
Finanzierung
In den ersten Jahren (2007 bis 2010) teilten sich zunächst ein Investor und die Stadt die kalkulierten Kosten für den Fonds. Der ehemalige Propst der Stadt wurde zusätzlich mit der Akquise von Spenden beauftragt, die heute den jährlichen finanziellen Bedarf komplett decken. Die Stellen der drei Schulsozialarbeiter wurden von Stiftungen finanziert, die hauptamtliche Sozialarbeiterin in der Koordinierungsstelle wird von der Stadt bezahlt.
Organisationsform
Gesundheitsnetz
Modellgröße und Kooperationspartner
Im Präventionsnetzwerk, das sich einmal jährlich trifft, kooperieren ca. 40 Akteure; der Beirat gegen Kinder- und Familienarmut, der alle 4-6 Wochen tagt, umfasst 14 Akteure. In beiden Organen kooperieren verschiedene Akteure aus dem Sozialwesen, darunter u.a. Wohlfahrtsverbände und Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Vertreter der Kirchen, der Kinderschutzbund, der Schulbezirkspersonalrat, der Stadtelternrat, die Landesschulbehörde sowie die Jugend- und Sozialverwaltung der Stadt Braunschweig als Koordinationsstelle. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit Stiftungen, mit lokalen Projekten im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen (Unterstützung für Länder, Landkreise oder Städte, die präventive Angebote für Kindern und Eltern ausbauen wollen), sowie eine enge Rückkopplung zur kommunalen Politik.
Innovative Elemente
Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, die sich am Konzept der Präventionskette orientieren und frühe Unterstützung von der Schwangerschaft/Geburt bis ins junge Erwachsenenalter bieten. Das Präventionsnetzwerk sowie der Beirat leisten interdisziplinäre Arbeit, die stark umsetzungsorientiert ist. Das Bildungs- und Teilhabepaket erreicht ca. 8000 Kinder, was ca. 80% der im Sinne des SGB II „bedürftigen“ Kinder in Braunschweig entspricht.
Kontaktdaten
Beatrice Försterra
Stadt Braunschweig Sozialreferat- Koordination Kinderarmut Auguststr. 9-11 38100 Braunschweig,
Telefon: (0531) 470 - 3205
E-Mail: Beatrice.foersterra@braunschweig.de
Homepage: http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/der-braunschweiger-weg