Filialpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt

Modellschwerpunkt
Medizinische Versorgung
Standort
Landkreise Stendal und Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt
Ausgangssituation
Die dünn besiedelten, ländlichen Regionen der Landkreise Stendal und Altmarkkreis Salzwedel sind von Unterversorgung im hausärztlichen Bereich betroffen. Die dort tätigen Hausärzte versorgen bereits überdurchschnittlich viele Patienten. Bei Beendigung der Zulassung einzelner Ärzte konnten Praxisstandorte zunehmend nicht wiederbesetzt werden und der weiterhin bestehende Versorgungsbedarf der Bevölkerung nicht durch die ggf. vor Ort noch tätigen Ärzte gedeckt werden. Vor diesem Hintergrund entwickelte die KVSA in Zusammenarbeit mit der AOK Sachsen-Anhalt und dem Ministerium für Gesundheit und Soziales das Konzept der Filialpraxen. 2008/2009 wurde die erste konzeptionelle Phase des Projekts zunächst im Rahmen des Bundeswettbewerbs "Gesundheitsregionen der Zukunft" gefördert. Im Anschluss wurde der Aufbau von Filialpraxen in unterversorgten Regionen im Rahmen eines Modellvorhabens bis 2011 von den drei Projektpartnern (KV Sachsen-Anhalt, AOK Sachsen-Anhalt und dem Land) weiter getragen. Seit 2012 wird das Projekt von der KVSA und der AOK Sachsen-Anhalt finanziert.
Umfeld
Die Standorte der Filialpraxen sind in Letzlingen, Schönhausen (Altmark), Kalbe (Milde), Rochau, Klötze, Salzwedel und Seehausen in den Landkreisen Stendal und Altmarkkreis Salzwedel im nördlichen Sachsen-Anhalt. Eine augenärztliche Filialpraxis befindet sich in Magdeburg. Die Einwohnerzahl der Kreise beträgt zusammen ca. 220.000. Mit 47 Einwohnern je km² ist die Region relativ dünn besiedelt. In den Landkreisen besteht eine Unterversorgung bzw. droht eine solche im hausärztlichen Bereich. Nach der Bedarfsplanung (Stand: 209. Fortschreibung) beträgt der Versorgungsgrad im Kreis Salzwedel 75,6% und im Kreis Stendal 77,9%. Etwa 23% der Allgemeinmediziner sind älter als 62 Jahre; etwa 33% der Einwohner sind älter als 65 Jahre.
Konzept
Niedergelassene Ärzte aus der Umgebung oder Ärzte im Ruhestand bzw. angestellte Ärzte erbringen die Sprechstunden in den Filialpraxen. Jede der vier Praxen wurde den Bedingungen vor Ort (z.B. vorhandene Räumlichkeiten) und den Bedürfnissen der behandelnden Mediziner (z.B. geeignete Praxissoftware) angepasst. Die gesamte Organisation der Filialpraxen (Personalplanung, Fortbildungen, Abrechnungen, Bestellungen, etc.) wird im Vernetzten Versorgungszentrum (VVZ) der KV übernommen. Ausgebildete Filialpraxisassistentinnen (insbesondere VERAH) stellen die Konstante in den Filialpraxen dar. Den Ärzten können im Rahmen des Konzepts der Filialpraxen verschiedene Beschäftigungsverhältnisse (Vollzeit/Teilzeit/angestellt/selbständig) geboten werden.
Gründungsjahr
2009
Initiatoren
KV, Krankenkasse, KV Sachsen-Anhalt, AOK Sachsen-Anhalt, Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt
Finanzierung
Filialpraxen werden wie herkömmliche Vertragsarztpraxen abgerechnet. Aus den Einnahmen werden die Betriebskosten und die Honorare der Ärzte finanziert.
Organisationsform
Filialpraxen
Modellgröße und Kooperationspartner
Zur Zeit existieren 7 Filialpraxen. Das Vernetzte Versorgungszentrum wird von einer Mitarbeiterin der KV mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund organisiert, die durch weitere Kolleginnen und Kollegen der KV unterstützt wird.
Innovative Elemente
Die Kassenärztliche Vereinigung betreibt eigene Arztpraxen. Innerhalb der Filialpraxen sind für die dort tätigen Ärzte eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen und eine Entlastung von administrativen Tätigkeiten gegeben. Ärzte können angestellt oder selbständig in Voll- oder Teilzeit in Filialpraxen tätig sein. Junge Allgemeinmediziner können Erfahrungen in einer Hausarztpraxis sammeln, ohne sich an einen Standort langfristig binden und ein wirtschaftliches Risiko eingehen zu müssen; ältere Ärzte können so lange wie möglich und gewünscht weiter arbeiten und ihre Erfahrungen weitergeben. Auf diese Weise kann den Wünschen des Nachwuchses nach flexiblen Arbeitsmodellen und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf Rechnung getragen und ein Beitrag dazu geleistet werden den Ärztemangel in der Region abzumildern.
Kontaktdaten
Herr Matthias Paul, Referent Grundsatzangelegenheiten/Projekte
Doctor-Eisenbart-Ring 2 39120 Magdeburg
Telefon: 0391-627-6406
E-Mail: Matthias.Paul@kvsa.de
Homepage: http://www.kvsa.de/praxis/vertragsaerztliche_taetigkeit/existenzgruendung/filialpraxen.html