Gesundheitscampus Sauerland

Modellschwerpunkt
Medizinische Versorgung
Standort
Balve, Nordrhein-Westfalen
Ausgangssituation
Im Februar 2012 beschlossen die Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) als Träger des St.Marien-Hospitals Balve dessen Schließung, da es unrentabel geworden war. Gegen den angedachten Abriss regte sich Widerstand aus der örtlichen Bevölkerung und der Wirtschaft, sodass das Gebäude erhalten blieb. Mit der Absicht, das Haus zu übernehmen, nahm man Gespräche mit den KKiMK auf, zunächst ohne Ergebnis. Um der Landesregierung aufzuzeigen, dass Balve als Versorgungsstandort erhalten bleiben müsse, und um die zwei Internisten des ehemaligen Krankenhauses im Ort zu halten, wurde ein Konzept für einen Gesundheitscampus entwickelt. Das Gesundheitsministerium NRW unterstützte das Konzept und verzichtete auf die Rückzahlung von Fördermitteln, nachdem eine finanzielle Einigung zwischen den KKiMK und dem neuen Träger erreicht worden war. Als Auflage sollte eine gemeinnütze GbR das Gebäude übernehmen und dann in eine Bürgerstiftung weitergeben. Mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit wurde eine große Spendensumme akquiriert; zudem kaufte das Katharinen-Hospital Unna die Sitze der beiden Internisten auf und gründete das MVZ St. Damian im Gesundheitscampus.
Umfeld
Balve (ca. 12.000 Einwohner) liegt im ländlich geprägten Hönnetal im Märkischen Kreis. Während der Planungsphase des Campus lag das nächste Krankenhaus ca. 20km entfernt; alle Krankenhäuser im Umkreis bieten eine Grund- und Regelversorgung. In der Region fehlt ein niedergelassener Chirurg, da mit der Schließung des St.Marien-Hospitals eine begrenzte Ermächtigung zur chirurgischen Behandlung erlosch. Zu Beginn gab es in der Region drohende Unterversorgung im hausärztlichen Bereich, jedoch konnte eine Hausarztpraxis durch den Gesundheitscampus expandieren, sodass der Mittelbereich Menden derzeit knapp ausreichend versorgt ist (Versorgungsgrad ca. 91,2%). Da ca. 30% der Hausärzte im Mittelbereich älter als 65 Jahre sind, ist die Tendenz jedoch sinkend.
Konzept
Ziel des Gesundheitscampus ist die Stärkung der fachärztlichen Grundversorgung, sowie der überregionalen somatischen Versorgung im unmittelbaren Zusammenhang mit therapeutischen und pflegerischen Konzepten. Durch die Integration der aufgeführten medizinischen Bereiche konnte ein Netzwerk von Gesundheitsanbietern unter einem Dache realisiert werden. Einrichtungen sind u.a. das MVZ St. Damian (1 Hausärztin, 1 Internist, sowie jeweils eine Gastroenterlogin und einem Kardiologen), eine Filialpraxis einer orthopädischen Gemeinschaftspraxis (Medizinisches Zentrum Hönneinsel) mit drei Orthopäden und einem angepassten Sprechstundenangebot, eine überörtliche Gemeinschaftspraxis mit einer Hausärztin, einem Nephrologen und einem Facharzt für Diabetes. Zusätzlich gibt es eine Naturheilpraxis, einen ambulanter Pflegedienst sowie eine Tagespflegeeinrichtung mit 14 Plätzen und zwei Pflege-Wohn-Gemeinschaften mit jeweils 12 Plätzen für Intensivpflege und Demenzbetreuung. Im Bereich der Therapie beinhaltet der Campus eine ergotherapeutische und krankengymnastische Praxis. Ergänzt wird dies durch umfangreiche Angeboten durch den Kneipp Verein, der Reha-Sport e.V., der Demenzbetreuungsgruppe, Selbsthilfegruppen und weiteren Anbietern. Die intersektorale Zusammenarbeit wird individuell gefördert. Dabei gibt es gemeinsam organisierte Leistungsangebote, z.B. Demenzbetreuung und Reha-Sport. Es ist außerdem übergreifendes Ziel, dass alle Mitarbeiter im Campus mindestens einen Erste Hilfe Kurs besucht haben. Monatliche Laienvorträge für die Bevölkerung runden das Angebot ab.
Gründungsjahr
2013
Initiatoren
Bürgerinitiative, Balver Industrieunternehmer, Politik und private Initiativen, aktuelle Geschäftsführung Ingo Jakschies und Bernd Krämer
Finanzierung
Der Träger des ehemaligen Krankenhauses verkaufte die Sonderimmobilie an die Balver Bürgergesellschaft UG (haftungsbeschränkt). Der Verkaufspreis wurde durch Spenden aus der Bevölkerung und vor allem durch eine Spende der Volksbank im Märkischen Kreis (100.000 €) möglich. In der Konzeptphase fanden sich Bürger, die mit privaten Gesellschafteranteilen eine Betreiber Gesellschaft als GmbH & Co KG gegründet hat, die sich für einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb sorgen. Die Zustiftung der Sonderimmobilie von der Bürgergesellschaft UG (haftungsbeschränkt) an die Balver Bürgerstiftung erfolgte 2014. Sie vermietet die Immobilie an den Betreiber, der wiederum Untermietverträge mit den unterschiedlichen medizinischen Nutzern abschließt. Damit ist eine große Vielfalt von rechtlich und wirtschaftlichen Leistungserbringern geschaffen worden.
Organisationsform
Gesundheitszentrum
Modellgröße und Kooperationspartner
Am Gesundheitscampus Sauerland sind unter Einbezug aller Leistungserbringer insgesamt ca. 100 Mitarbeiter auf ca. 5.000m² beschäftigt. Das MVZ St. Damian versorgt ca. 3.000 Patienten pro Quartal, die Orthopädie-Filialpraxen ca. 500 Patienten pro Monat. Partner im Rahmen üblicher Kooperationsabläufe (z.B. Patientenüberleitung) sind verschiedene Krankenhäuser, Pflegeheime und Apotheken in der Region.
Innovative Elemente
Mit dem Gesundheitscampus Sauerland ist es gelungen, ein Zentrum zu etablieren, das die medizinische Versorgung in Balve sichert, mit neuen Angeboten ausbaut, sowie Strukturen zur Förderung ihrer Integration bereitstellt. Dabei werden moderne Organisationsformen (MVZ, Filialpraxen) unter einem Dach zusammengeführt. Hervorzuheben ist auch die Einbindung der Bürgerschaft, die maßgeblich zur finanziellen Umsetzbarkeit beigetragen hat. Der „solidarische“ Ansatz einer gestaffelten Miete bietet auch kleineren Dienstleistern die Möglichkeit, Teil des Gesundheitscampus zu sein.
Kontaktdaten
Ingo Jakschies Sauerlandstraße 8-12 58802 Balve Telefon: 02375/82200,br> E-Mail: info@gesundheitscampus-sauerland.de Homepage: http://www.gesundheitscampus-sauerland.de