Gesundheitszentrum Glantal

Modellschwerpunkt
Medizinische Versorgung
Standort
Meisenheim, Rheinland-Pfalz
Ausgangssituation
Bis 2012 existierten in Meisenheim mit dem Stadtkrankenhaus und der neurologischen Fachklinik zwei vom Landeskrankenhaus (AöR) getragene Kliniken, die seit ihrem Bau in den 1960er-Jahren keine bedeutende Sanierung erhalten hatten. 1997 sollten diese Standorte teilweise geschlossen werden, was infolge von Protesten der Bevölkerung nicht umgesetzt wurde. In den 2000er-Jahren wurde es ökonomisch immer schwieriger, beide Kliniken zu führen, sodass nicht nur eine bauliche, sondern auch eine konzeptuelle Modernisierung notwendig wurde. Den Handlungsdruck verstärkten die abnehmende fach- und hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum sowie die problematisch gewordene Gewinnung von Fachkräften. Ab 2008 nahm sich Dr. Gerald Gaß, damals neuer Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, des Themas an: Bis 2010 wurde in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren (Krankenhausgesellschaft RLP, Gesundheitsministerium, wissenschaftliches Beratungsinstitut, Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen) ein Konzept entwickelt, Bürgerdialoge veranstaltet und das Vorhaben der Kommunalpolitik vorgestellt, woraufhin man 2010 v.a. aufgrund des Innovationsgehalts der Konzeption die Zusage für eine finanzielle Förderung eines Neubaus erhielt. 2012-14 wurden die alten Kliniken teilweise abgerissen und der Neubau errichtet, in dem im Januar 2015 das Gesundheitszentrum Glantal seinen Betrieb aufnahm.
Umfeld
Meisenheim liegt im Nordpfälzer Bergland, einer ländlich geprägten und verkehrstechnisch relativ isolierten Region. Der umliegende Landkreis Bad Kreuznach zeichnet sich durch überdurchschnittlich starke Alterung der Bevölkerung aus. Trotz seiner kleinen Größe von ca. 2.800 Einwohnern ist Meisenheim aufgrund weiter Entfernungen zu größeren Städten gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen und besitzt städtische Infrastruktur und relativ geringe Arbeitslosigkeit. Die regionale haus- und fachärztliche Versorgung ist ausgedünnt, ca. 40 Prozent der niedergelassenen Hausärzte und ca. 25 Prozent der Fachärzte im Landkreis sind 60 Jahre oder älter, zudem sind die Fahrtzeiten zu den nächstgelegenen Krankenhäusern mit ca. 45-55 Minuten relativ lange.
Konzept
Ziele des Gesundheitszentrums Glantal sind die wohnortnahe Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung sowie die Etablierung sektorenübergreifender integrierter Versorgung zur Vermeidung von Doppelstrukturen. Das Zentrum gliedert sich erstens in das akutstationäre Krankenhaus mit 160 Betten in den Abteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Neurologische Akutstation, Neurologische Reha, sowie in der Interdisziplinären Belegabteilung mit den Bereichen Urologie und Orthopädie, in der Fachärzte tageweise Fälle aus der ambulanten Versorgung behandeln können; Zweitens in einen ambulanten Bereich mit dem conMedico MVZ sowie den fachärztlichen Filialpraxen, in denen freiberufliche Ärzte praktizieren und die Räumlichkeiten, Ausstattung sowie Personal nutzen können. Zudem ist eine radiologische Gemeinschaftspraxis per Telemedizin angebunden, sodass Patienten im GZG untersucht und die Befundungen mit der Praxis ausgetauscht werden können. In das Zentrum integriert sind eine private medizinische Physiotherapie mit Fitnessstudio sowie ein Sprachheilzentrum für Kinder und Jugendliche, darüber hinaus fungiert es als Notarztstandort und Hausärztliche Bereitschaftsdienstzentrale für die Region. Regelmäßig finden Fachvorträge und Fortbildungsangebote für Ärzte statt.
Gründungsjahr
2014
Initiatoren
Landeskrankenhaus (AöR) Andernach, unter Federführung von Geschäftsführer Dr. Gerald Gaß
Finanzierung
Der Neubau des Gesundheitszentrums mit Kosten in Höhe von 43 Mio. Euro wurde zum Teil vom Land Rheinland-Pfalz (28 Mio. Euro) und zum Teil vom Träger selbst finanziert (15 Mio. Euro). Die Abrechnung der medizinischen Leistungen erfolgt regulär über das DRG- bzw. KV-System.
Organisationsform
Gesundheitszentrum
Modellgröße und Kooperationspartner
Im Einzugsgebiet des Gesundheitszentrums leben ca. 25.000 Einwohner, dort deckt es ca. 75% des medizinischen Bedarfs ab. Insgesamt arbeiten im ca. 18.000m² großen Zentrum etwa 400 Mitarbeiter, 9 Fach- und 3 Hausärzte sind Angestellte des MVZ und dessen Filialen in der Umgebung; mit je 6 Fach- und Hausärzten bestehen (zum Teil vertragliche) Kooperationen zu verschiedenen Leistungen, so z.B. mit einer telemedizinisch angebundenen Radiologie-Gemeinschaftspraxis in Idar-Oberstein. Die Chirurgie wird in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Idar-Oberstein betrieben: da dort keine ausreichenden OP-Kapazitäten zur Verfügung standen, arbeitet Personal des Klinikums im Gesundheitszentrum, sodass Patienten wohnortnah versorgt werden können. Kooperationen bestehen zudem mit Kliniken in Koblenz, Mainz und Idar-Oberstein zur Optimierung der dortigen neurologischen Versorgung, mit der Apotheke der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, und mit der Rhein-Mosel-Akademie in Andernach, die für sämtliche Einrichtungen des Landeskrankenhauses ein Qualifizierungs- und Förderprogramm zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen anbietet. Darüber hinaus ist das Gesundheitszentrum Mitglied im „Netzwerk Pflege“ und steht somit im regelmäßigen Austausch mit regionalen Leistungserbringern aus der Pflege. Weitere Kooperationen wurden zur Sicherstellung der Versorgung von Diabetespatienten mit einer Diabetologin und im Bereich Innere Medizin mit einer Gemeinschaftspraxis für Allgemein- und Innere Medizin geschlossen
Innovative Elemente
Das Gesundheitszentrum Glantal ist das bundesweit erste klinikgestützte sektorenübergreifende lokale Gesundheitszentrum (Typ B) nach der Definition des Sachverständigenrates für Gesundheit. Durch die interdisziplinäre Belegabteilung, das Filialarztzentrum, den Einsatz von Teleradiologie sowie die Integration des conMedico MVZ sowie weiterer Leistungserbringer ist der Ansatz sektorenübergreifender, integrierter Versorgung konsequent umgesetzt. Für sein nachhaltiges Ressourcen- und Energiekonzept erhält das Gesundheitszentrum die Auszeichnung „Green Hospital RLP“ sowie das DGNB-Zertifikat (Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) in Gold.
Kontaktdaten

Beate Schneider-Stenzhorn

Liebfrauenberg 32

55590 Meisenheim

Telefon: 06753/910-4215

E-Mail: b.schneider-stenzhorn@gzg.landeskrankenhaus.de

www.gesundheitszentrum-glantal.de